"It´s all about the Lights"  Mein kleiner Roadtrip durch Norwegen

4. Dez. 2016

Da ging sie also los, meine kleine Reise in den Norden. Von Sassnitz auf Rügen startete ich mit der Fähre nach Trelleborg.  Der Traum, die faszinierenden Polarlichter mal richtig live und in Farbe zu sehen, ruhte schon seit dem ersten Tag in mir, als ich ein Foto davon gesehen habe. Vorher noch bei Real essen und im Baumarkt ein paar Kleinigkeiten gekauft, die mir auf der Reise helfen könnten. 

Das wird eine relativ einseitige Ernährung, aber ich bin ja nicht los gefahren, um gut zu essen. 

Zwei Tage vorher gebucht, kostete die Fähre 61€. Find ich voll in Ordnung. Man soll eine halbe Stunde vorher da sein, Abfahrt 15:30Uhr, ich bin halb zwei los gefahren und brauchte ca. eine halbe Stunde...

Ich komme von Göhren und hatte irgendwie große Angst, zu spät da zu sein. Kurioserweise standen da trotzdem schon um die 30 Autos. Einen Grund dafür sollte ich gleich heraus finden.

Eingeparkt auf dem Dampfer gings hoch aufs Deck. Leider darf man ja nicht im Auto bleiben, da hätte ichs wenigstens gemütlich und ruhig gehabt. Stattdessen war ich geschockt wie voll es schon war. Ich bin hin und her gelaufen, um einen Platz zu finden, aber die schönen gepolsterten Sitzecken waren natürlich schon alle besetzt. Also musste ich die 4:15h auf einem sehr spartanisch gepolsterten Stuhl an einem Tisch verbringen. Wenigstens gabs Internet, auch wenn das nicht wirklich schnell war, aber zum Nachrichten verschicken, empfangen und Quizduell spielen hats gereicht. :)

Blick auf den Königsstuhl bei Sonnenuntergang.

 

Den relativ wenig bekannten Leuchtturm Kollicker Ort sieht man auch leuchten.

 

19:45 Uhr, pünktliche Ankunft in Trelleborg. Von dort aus gings schnurstracks in Richtung Norwegischer Grenze, immer der E6 entlang. Die Straße führt von Trelleborg, dem fast südlichsten Punkt Schwedens, komplett durch Norwegen, bis ganz in den Norden und wieder ein Stück zurück nach Schweden. Ich nenn sie einfach mal die Route66 des Nordens, die ich unglaublich gerne mal komplett bereisen würde. Natürlich mit vielen Abstechern über Seitenstraßen.

 Ich wollte an dem ersten Abend eigentlich bis zur Norwegischen Grenze kommen, um von dort aus Richtung Schweden den Sonnenaufgang zu fotografieren. Das wären 480km gewesen, die hab ich leider nicht geschafft. Es sind dann 400km geworden.

Zwischendurch noch ein letztes Mal bei McDonalds gegessen, die gibt es in Schweden entlang der E6 übrigens in MASSEN! Also wirklich, ich war verblüfft! 

An dem Abend hab ich einen super schönen Platz an einem See gefunden. Meine erste Nacht im Bus hab ich schon ziemlich gut geschlafen. Leider musste ich vorher feststellen, dass mein Adapter für den Laptop im Zigarettenanzünder nicht passt - das war ein herber Rückschlag. Keine abendliche Serie oder Film zum einschlafen, kein Aufräumen der Festplatte, das ich mir vorgenommen hab wenn Langeweile aufkommt. Aber vor allem keine Bildersicherung und -bearbeitung zwischendurch. Das war sehr schade. Nach ein paar Versuchen, den Stecker so zu modifizieren, dass er passt, war der dann auch komplett im Arsch... Kurz dachte ich darüber nach, die Kabel durchzuschneiden und meinen Originalstecker dort anzubauen. An sich kein Problem, aber wenn das nicht funktioniert hätte, säße ich jetzt immer noch ohne PC zu Hause. Also lieber gelasssen. Hat sich im Nachhinein als kein großes Problem herausgestellt, ich hatte eh fast keine Zeit zum Aufräumen der Festplatte.

Sonnenaufgang am nächsten Tag in Schweden

 

Montag, der 5. Dez.

Nach dem Sonnenaufgang wurde erstmal gefrühstückt, ich hatte einen Gasgrill und einen 12V Wasserkocher. Eigentlich dachte ich mir schon, dass der nicht gut funktionieren kann, aber naja den Versuch wars wert.. wäre halt einfacher gewesen, aber jeden Morgen ne halbe Stunde auf das Wasser für den Kaffee zu warten, war mir dann doch zu lange.

Aber der Gaskocher ist mega gut. Ein ganz einfacher mit Gaskartuschen. Die Dinger halten sehr lange, ich hab ungefähr eine davon verbraucht, jeden Abend Essen machen, (heißt also irgendwelche Dosen oder Nudeltöpfe erhitzen) und jeden Morgen Wasser für Kaffee und zum Waschen aufkochen.

Weiter gings zur 90km entfernten Grenze nach Norwegen. An der Grenze wurden wieder Personenkontrollen eingeführt, ich hatte ein wenig Bammel da ich 5L Bier und eine Flasche 0.75L Gin im Gepäck hatte. Höchstgrenze sind 5L Bier oder 1L Schnaps. Ist nicht wirklich schlimm, aber auch nicht schön, da die Norweger ihre Höchstgrenzen wohl sehr genau nehmen. Nachdem mich der sehr nette Polizist, der auch sehr gut Deutsch konnte, gefragt hat, wohin ich möchte und wo ich schlafe, konnte ich auch schon wieder weiter fahren.

Der Iddefjord bildet an dieser Stelle die Grenze zwischen Schweden auf der linken und Norwegen auf der rechten Seite.

Zu sehen ist die Brücke der E6.

 

Weiter gings auf der E6 Richtung Lillehammer, wo dann auch der erste Schnee lag. Übrigens muss man ab der Grenze auf der E6 Maut bezahlen. Das passiert Automatisch mit Kameras, welche die Kennzeichen scannen. Ich hatte mich und das Kennzeichen vorher auf EPCplc registriert und warte nun auf meine Rechnung.

 

Kurz vor Lillehammer hab ich dann noch meinen ersten Sonnenuntergang in Norwegen fotografiert, und zwar am größten See Norwegens, dem Mjøsa.

Angekommen am Mjøsa

Sonnenuntergang am Mjøsa

Hier ist Lillehammer zu sehen. Das hell weiß leuchtende ist die Olympiasprungschanze. 

60km hinter Lillehammer hab ich mich entschieden abzubiegen, um einen Schlafplatz zu finden. Ich hatte mir über Google Maps einen Standort raus gesucht, der auf einem Hochplateau mit freiem Blick nach Norden liegt. Die Fahrt hoch aufs Plateau war schon mal ein bissl mit Nervenkitzel verbunden, eine steile Serpentinenstraße und komplett zugefrorene Schneedecke sind eine relativ unangenehme Kombination... Man darf nur nicht anhalten! :)

Gut oben angekommen gings an die Aufgabe, einen Schlafplatz zu finden. Das stellte sich als schwieriger raus als gedacht, denn natürlich sind nur die Straßen frei vom Schnee, die auch gebraucht werden. Kaum Parkplätze und alles in Häusernähe, hinzu kommt natürlich noch, dass es dunkel ist.

In Norwegen gilt das Jedermannsrecht. Heißt also, man darf einfach in der Natur übernachten - natürlich in Verbindung damit, dass man diese auch schützt. Das ist für mich sowieso Regel Nr. 1. Des Weiteren sollte man einen Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten bewohnten Haus einhalten. Nach langem Hin- und Herfahren entschloss ich mich, neben der Straße auf dem Parkplatz des Schneeräumtraktors zu nächtigen. Das hat mir eigentlich überhaupt nicht zugesagt, aber ich hatte echt keine Lust mehr, weiter zu suchen.

Zeitrafferkamera wurde aufgestellt und dann erstmal schön gegessen - ich hatte einen mörderischen Hunger!

Zwischendurch bin ich immer mal wieder raus gegangen, um die Kamera in den Norden zu halten. Leider haben mir lange Zeit die Wolken die Sicht versperrt. Es wurde aber doch noch klar. Ich fotografierte also wieder Richtung Norden und siehe da, ich hatte etwas Farbe drauf. Da war ich schon mal extrem happy - war doch bloß KP2 angesagt, also eigentlich extrem schwaches Polarlicht.

Unten auf dem Bild sieht man, wie sehr die Kamera leiden muss, wenn man sie bei -5° knapp drei Stunden draußen stehen lässt. Glücklicherweise hatte ich meine Heizmanschette um das Objektiv, so dass Beschlag vermieden wurde. In dem Fall hat die selbige aber auch den Fokus verschoben, ich bin scheinbar beim Weggehen nochmal ans Kabel gekommen. Das erste Bild ist noch scharf, von den darauffolgenden kann man das leider nicht mehr behaupten... Schade drum!

An dem Abend musste ich dann leider auch umplanen. Für mein Ziel, den Westen Norwegens wie z.b. Trollstigen, war nur schlechtes Wetter angesagt. Schweren Herzens entschloss ich mich, weiter auf dem Plateau Richtung Nord-Osten zu fahren, weg von den Fjorden und anderen Sehenswürdigkeiten... Aber egal, ich komm ja eh wieder her! :)

Mein erstes fotografisches Polarlicht in Norwegen

Dienstag, der 6. Dezember 

begann mit einer schönen Aussicht, die ich in der Nacht zuvor noch gar nicht so wahr genommen habe. Leider hab ich auf die Schnelle keinen schönen Spot zum fotografieren gefunden.

Mein Schlafplatz der ersten Nacht in Norwegen

Weiter gings auf dem Plateu. Knapp an der Baumgrenze bot sich ein wundervoller Blick auf die schneebedeckten Berge. Das Fahren da oben gleicht dem Befahren einer Eisbahn. Vor allem früh am Morgen.

Auf dem Weg zum abendlichen Schlafplatz hab ich dann auch meinen ersten Elch gesehen, sind größer als gedacht!

Vorbei am Storsjøen. Ein See in der Kommune Rendalen in der Provinz Hedmark, er ist 35 km lang, aber an der breitesten Stelle nur 1,7 km breit.

Ich hatte erst überlegt, dort mein Lager für die Nacht aufzuschlagen, nur leider war der Blick Richtung Norden nicht wirklich gut. Also kein schöner Polarlichtspot.

 Das sollte sich am Abend als die richtige Entscheidung herausstellen.

Aber erstmal weiter auf der Hochebene, das Rumfahren hat mir so viel Spaß gemacht, hab mich total wohl gefühlt. Leider war es aufgrund der sehr kurzen Zeit, an der es hell war, immer etwas schwer, einen schönen Platz für den Sonnenuntergang zu finden. War in meiner Woche aber meist eh nicht so wirklich spektakulär, das ich mich hätte ärgern müssen.

Mein Zielort hatte ich mir, wie immer, auf der Karte raus gesucht. Ich hab immer versucht, am Wasser zu sein, um freien Blick nach Norden garantieren zu können. Angekommen am Femundsee, aufgrund des angesagten Wetters mittlerweile so weit östlich das ich fast an der Grenze zu Schweden bin...

Für den Abend war kein starkes Polarlicht vorhergesagt, es war auch komplett bedeckt, die Wetterberichte sagten für die nächsten zwei Tage auch keine Besserung voraus. Da war sie, meine erste Krise in dem Urlaub. Nur Wolken und KP5, also wirklich starke Sonnenstürme. Ab diesem Punkt war ich wirklich extrem demotiviert. Der Plan für die Rückfahrt am nächsten Tag stand schon...

Ich guckte wie jeden Abend, mindestens jede halbe Stunde in den Himmel, ob sich die Wolken verzogen haben. Und siehe da, es wird klar! Ein bisschen Freude war wieder da, also fix angezogen und raus.

Das war übrigens die kälteste Nacht meiner Reise mit -17°C. Aber ich bin immer gut angezogen, da friert man nicht. Einziges Problem sind immer die Finger, welche die Kamera bedienen müssen. Für solche Extremsituationen ist so ein Handwärmer wirklich keine schlechte Erfindung, muss ich mir unbedingt anschaffen. Ich hatte übrigens nach einer halben Stunde Eisklumpen in meinem Bier. Das war so kalt das es nicht mehr gut trinkbar war. 

Genug rumgejammert von der Kälte, zurück zum Fotografieren... Ich ging also los, um ein paar Sterne abzulichten. Nachführung aufgebaut und ausgerichtet. Das dauert mittlerweile keine 30Sek mehr. Ist dann nicht 100%ig genau, aber für fünf Minuten bei 10mm reichts locker. Erstes Bild gemacht und ... oh mein Gott! Polarlicht! Noch sehr schwach, aber ich war schon sehr sehr happy! Also sofort Zeitraffer gestartet und die andere Kamera zum Fotografieren geholt. Es wurde jetzt von Minute zu Minute stärker, der Horizont war sehr erhellt, nach 15 Minuten waren schon die ersten Beamer mit bloßem Auge zu sehen. Teilweise richtig grün, wie ichs noch nie erlebt habe.

Ich war so dermaßen glücklich! Ich hoffe ja, dass mich keiner beobachtet hat. Der dachte mit Sicherheit, dass ich irgendwo ausgebrochen bin… Da folgte kurz nach meiner kleinen Krise auch gleich der bis dahin glücklichste Moment der Reise. Das Fotografieren und Beobachten des Poalrlichts hat extrem viel Spaß gemacht und ich war voller Adrenalin.

Wie am Anfang erwähnt reiste eine leckere Flasche Gin mit mir, die sollte zum Einsatz kommen, sobald ich mein erstes grünes Polarlicht sehe. Die Zeit war also gekommen!

Ich hab bis ein Uhr weiter fotografiert, das Zeitraffer lief bis halb zwei.

 

23:01Uhr Das ist das erste Bild, was ich gemacht hatte, nachdem sich die Wolkendecke langsam verzogen hat.

...und 10 Minuten später waren schöne visuelle Beamer in leichtem Grün zu sehen. 

 

Zeit für den Gin...

Ja, es war sehr kalt und ich hab natürlich keine Zeit gehabt, die Nachführung zu entfernen, bevor ich das Zeitraffer gestartet hab, da musste es schnell gehen. Übrigens sah die nochmal so aus, aber funktioniert auch unter diesen Temperaturen tadellos, ohne einen einzigen Batteriewechsel. Ich bin echt begeistert von dem Ding. Die Heizmanschetten haben auch perfekte Dienste geleistet, wie auch die Powerbanke (mein Gott, wie ist die Mehrzahl von Powerbank ;P).

 

 

Jetzt musste ich erstmal wieder etwas runter kommen, damit ich irgendwann schlafen kann. Ich schätze nach einer Stunde im T4 hab ich mich schlafen gelegt. Die Nacht war aber kalt, sehr kalt, denn die Standheizung ist ausgegangen. Im Nachhinein weiß ich auch warum. Wenn man die Zündung anmacht, stellt sie sich automatisch auf einen 15 Minuten Timer ein. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, dass ich die Zündung nochmal angemacht habe, aber es kann nur so sein. Bin dann irgendwann aufgewacht, ich glaube es war fünf Uhr rum. Meine Nase war fast eingefroren. Bin auch nur aufgewacht, weil mein Gesicht so kalt war. Wie gesagt, -17°C draußen, im Auto warens um die Zeit schätzungsweise 0°C. Das schätze ich von dem Wasser, das ich dann getrunken habe. Das war so kalt, als hätte man es zu lange im Gefrierschrank gelassen. Also viel kälter als Kühlschranktemperatur. Irgendwie hab ich die Standheizung dann allerdings nicht an bekommen. Ich denke das lag einfach an der extremen Kälte, dass sie etwas Zeit brauchte. Erstmal den Motor angemacht, damit es irgendwie wärmer wurde. Schnell wieder hingelegt und in den Schlafsack eingemummelt, der ist auch echt gut. Beschrieben mit "Comfort 2°", "Limit -3" und "Extreme -20". Bei -20°C will ich allerdings nicht in dem Ding liegen...

Nachdem ich merkte, dass die Standheizung wieder läuft, hab ich den Motor ausgemacht und mich wieder hingelegt. Und wer jetzt aufgepasst hat, weiß schon was passiert... der 15 Minuten Timer wurde wieder aktiviert, so dass ich nach schätzungsweise einer Stunde wieder durch die Kälte geweckt wurde. Wenigstens lief die Heizung diesmal sofort an. Es war also eine etwas turbulente Nacht, nach der ich dann auch den Sonnenaufgang verschlafen habe. War nicht ganz so schlimm, da ich sowieso keinen Spot hatte bzw. diesen hätte erst suchen müssen. So einen Stress beim Fotografieren kann ich eh nicht leiden.

 

Mittwoch, 7. Dezember

Der Tag startet mit Schnee, der erst im Laufe des Nachmittags aufhörte. Mir solls recht sein, schneebeckte Bäume sind einfach super fotogen. Durch den Erfolg am vorigen Abend war ich wieder voller Motovation,

also Wetter checken und schauen, wo man am besten hinfährt. Leider war es nur weiter im Süden wolkenfrei vorhergesagt, also neuen Platz gesucht und los.

Auf meinem Weg kreuzten dann ein paar Rentiere meinen Weg, es waren wohl so um die 10 Stück.

Nach langem Rumfahren hab ich dann auch endlich einen schönen Platz zum Schlafen gefunden. An dem Tag wurde das Wetter leider nicht besser, ich bin abends noch ein paar Mal rumgelaufen und konnte auch ein wenig Polarlicht durch die Wolken fotografieren, aber dann zogs auch gleich wieder zu. Also Abendessen fertig machen, bissl lesen und ab ins Bett - der Sonnenaufgang wartete schon.

Übrigens warnen auf der Straße immer mal wieder Schilder vor Elchen und Wölfen. An meinem Standort hab ich dann auch viele hundeähnliche Spuren gefunden. Nachts da rumlaufen war also immer mit etwas Unwohlsein verbunden.

Schade, dass die Wolken an dem Abend die Sicht auf das Spektakel versperrten. Scheint ganz ordentlich gewesen zu sein.

Der Sonnenaufgang war nicht übermegaschön, aber es war schon ganz ansehnlich mit dem leichten Nebel, der über dem Fluss lag.

An dem Tag hatte ich eigentlich nur vor, wieder etwas nördlicher zu fahren und mich nicht weit von dem Fluss zu entfernen. Die Realität sah leider anders aus, ich bin gefahren und gefahren und gefahren....

Nachdem ich dann 3 Stunden Richtung Norden gefahren bin, entschied ich mich, lieber wieder den Rückweg anzutreten, auf der Hälfte des Weges gabs einen Parkplatz mit Sicht nach Norden über einen Fluss.

Das lag zwar ziemlich nah an einer kleinen Ortschaft, aber das sollte von der Lichtverschmutzung her eigentlich noch gehen. Dort angekommen sah ich ein Schild, auf dem das Verbot zum Campen ausgeschrieben war... Oh man!

Nach vier Stunden Fahrt und schon "leicht" davon genervt, auf dem ganzen Weg nix gefunden zu haben, entschied ich mich wieder zu meinem Ausgangspunkt zurückzukehren. Der Weg führte mich immer weiter in immer dichter werdenden Nebel. Gedanken wie "man, das war wohl meine dümmste Entscheidung, den Rückweg anzutreten", "soll ich wieder umdrehen, aber dann find ich nichts und fahr bei Polarlicht auf der Straße rum" oder "ich geh gleich ins Bett, wenn ich ankomme" kreisten in meinem Kopf herum.

Zu dem Zeitpunkt war meine Motivation und Laune am absoluten Tiefpunkt angekommen. Eigentlich war besseres Wetter angesagt, also dachte ich, dass es sich hier um Hochnebel handelt der sich die ganze Nacht halten wird.

Wieder angekommen am Ausgangspunkt hab ich mir erstmal was zu essen gemacht und ein Bierchen geöffnet, immer mit dem Blick auf das Wolkenradar, in einer Stunde sollte es aufklaren... Na ich bin gespannt und nicht wirklich zuversichtlich...

Der Auroraalarm hat schon angeschlagen und ich sehe nur Wolken...

Doch eine halbe Stunde später hab ich den Mond entdeckt, jaaaaaa, es wird klar! Aber leider noch nix zu sehen von Poalrlicht, obwohl die App KP5 ansagt, sehr eigenartig. Egal, trotzdem erstmal das Zeitraffer starten.

Ich hab mir die Zeit mit Knipsen und immer wieder im Auto sitzen vertrieben, bissl aufwärmen zwischendurch tut echt gut bei -5°C.

Irgendwann hatte ich dann doch was Grünes auf dem Display entdeckt und auch der Horizont sah schon auffällig hell aus. Und das sollte sich noch lange so halten.

Irgendwann wurde es am Horizont richtig grün, so grün wie ichs zwei Tage vorher nicht gesehen habe, dafür keine Beamer oder großartige Bewegung, es war einfach nur grün, aber sehr schön anzusehen.

Hier war dann auch der Mond schon untergegangen. 

 

Ich hatte ja vermutlicherweise Wolfspuren entdeckt. Um mich davon abzulenken, hab ich meinen kleinen Lautsprecher in die Seitentasche des Rucksacks gesteckt und Musik angemacht. Die Idee war, dass die Wölfe denken, ich bin auch ein großes Rudel...

Viele kennen das bestimmt... nachts, totale Stille, außer diese ganzen komischen Geräusche, bei denen man immer irgendetwas reininterpretiert. Mit den vielen, ich sag mal "Hundespuren", um mich herum war dann die musikalische Ablenkung total beruhigend.

Ich hab die Nacht bis fünf Uhr fotografiert, kurz davor machte dann der iPod schlapp. Ich geh mal davon aus, dass ihm zu kalt war. Nachdem ich nun stundenlang Musik im Ohr hatte, war die Stille natürlich noch präsenter.. Schnell zum Auto!

Das Licht wurde jetzt auch immer weniger und ich war langsam aber sicher ziemlich müde. Also Bettchen gemacht, Zeitraffer abgebaut und ab in die Haia!

 

Das war nochmal ein sehr erfolgreicher und schöner letzter Abend. Am nächsten Tag wollte ich die Rückfahrt antreten.

Was ein wunderschöner Urlaub, in dem ich mich in ein Land verliebt habe.

Ich danke euch für´s lesen und hoffe es war nicht zu anstrengend und auch ein bisschen interessant, obwohls doch etwas sehr lang geworden ist. 

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Kommentare: 4
  • #1

    Toby (Mittwoch, 08 Februar 2017 21:55)

    Als ich dein Beitrag gelesen habe, habe ich mich richtig die Situation hineinversetzen können. Schöne Einblicke und wirklich schönen Aufnahmen. Ich hoffe, dass wir dort nochmal zusammen hinfahren. Ich möchte auch mal die tanzenden Nachtlichter live erleben.

    Gruß Toby

  • #2

    Glori (Dienstag, 21 Februar 2017 09:35)

    Sehr schöner Bericht und tolle Fotos, lieber Martin! Hoffentlich können wir bald noch mehr solche spannenden Geschichten und zauberhaften Aufnahmen bewundern �

  • #3

    Corina (Mittwoch, 01 März 2017 12:13)

    Danke für diesen supertollen Beitrag, von dem man so richtig in den Bann gezogen wird.
    Da hast Du wieder mega schöne Bilder gemacht und nun wünsche ich mir, dass auch irgendwann mal erleben und fotografieren zu dürfen.
    Liebe Grüße und bis bald mal wieder,
    Corina

  • #4

    Karen (Sonntag, 17 Dezember 2017 00:11)

    Danke für dein Teilen von diesen WUNDERVOLLEN Erlebnissen. Die wunderschönen Bilder und deine lebhafte Art zu schreiben machen mir bewusst, dass dieser Traum - welcher auch meiner ist -irgendwann gelebt werden möchte! Ich kann so verstehen, dass du dich in dieses Land verliebt hast!

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